virtuelles Spielzeugmuseum der 50er - 70er Jahre
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Bei nahezu allen Anbietern bietet ein ansprechend gestalteter Geschenkkarton einen zusätzlichen, wenn nicht sogar entscheidenden Kaufanreiz. So auch bei der „Fabrik für Spritzgusswaren“ Otto Lynker GMBH aus Carthausen/Westfalen, die ihre „aus hygienisch einwandfreiem thermoplastischen Material hergestellten, heiß abwaschbaren und nahezu unzerbrechlichen“ Artikel ausschließlich „in geschmackvollen Kartons“ liefert.
  
Otto Lynker GmbH, Carthausen, 1959

 

 

 Auf die Wirkung des Spielzeugs selbst hingegen vertraut „die Fabrik feiner Spiele und Spielwaren“ O. & M. Hausser aus Neustadt bei Coburg, die ihre Service 1957 in einer Schachtel mit Sichtfenster feilbietet und im dazugehörigen Werbetext einen wahren Bindestrich-Bandwurm kreiert: „Eine Parallele zu den bekannten hübschen HAUSSER-Plastik-Kaffee-Servicezusammenstellungen ist das zur diesjährigen Messe neuherausgekommene Tee-Service, natürlich auch in einer reizenden Geschenkpackung.“  Weitere nennenswerte Hersteller sind die Norddeutsche Plastic KG in Hamburg (NP),  Plasticum-Spielwaren in Nürnberg sowie die ebenfalls auf dem bundesdeutschen Markt vertretenen GOWI (Kunststoffspielwaren-Erzeugung Gottfried Witiz) aus Graz/Österreich, William THURIS, Fabrik für Plastik-Spielwaren aus Kopenhagen/Dänemark und die Firma E. Koopmann aus Amsterdam/Niederlande.

"Neues Kinderspielservice aus Plastik, rot mit schwarzem Dekor, verpackt im dreifarbigen Karton" - Hersteller: Dr. Walter Roehler KG, Spielwarenfabrik, 855 Forchheim, Reichbrunstraße 3

 

 

 Besonders erwähnens- und sammelnwert sind sicherlich die Mitte der 60er ausgesprochen modern und plakativ gestalteten Schachteln der Dr. Walter Roehler KG in Forchheim.  Firmengründer Walter Röhler übernahm 1936 von seinem Vater Rudolf die Leitung einer 1872 im thüringischen Garsitz bei Königsee gegründeten Porzellanmanufaktur, welche auch Puppengeschirr herstellte. 1947 wurde er von den sowjetischen Besatzern enteignet und übersiedelte in den Westen, wo er erst einige Jahre als Angestellter arbeitete, um dann seine eigene Spielwarenfabrik aufzubauen. Diese existierte bis zum Jahr 1996 und fertigte bis zuletzt das zwar anfangs recht profitable, vom Firmengründer selbst aber eher aus der Not heraus denn aus Liebe zum Objekt produzierte Plastikgeschirr. Immerhin gehört die Roehler KG zu den wenigen Firmen, deren Produkte durch eine Herstellerangabe, in diesem Fall durch das Firmenlogo auf der Schachtel (geschwungenes „R“ in stilisierter Kaffeekanne), zweifelsfrei identifizierbar sind. Ansonsten bleibt dem an Klassifizierung interessierten Sammler nur das Stöbern und Vergleichen in zeitgenössischen Spielzeugkatalogen und –zeitschriften. 


 

 

Was in der Bundesrepublik unter dem Sammelbegriff „Plastik“ firmiert, heißt in der DDR „Plast“, beziehungsweise in der Mehrzahl „Plaste“.  Entsprechende „Plast-Geschirre“ aus DDR-Produktion gelangen auch in die westdeutschen Verkaufsregale, die Hersteller in Deutschland-Ost sind sich ebenfalls der Bedeutung einer ansprechenden Verpackung bewusst. „Gut verpackt ist halb verkauft“, überschreibt 1962 Hans Metzner vom Sonneberger Institut für Spielzeug einen entsprechenden Beitrag in DDR-Fachblatt Standardisierung Spielzeug und führt weiter aus: “Die Rolle, welche geeignete Verpackungen bei den Absatzbemühungen unserer Handelsorgane spielen, ist außerordentlich groß…im stetig stärker werdenden Konkurrenzkampf der Exporteure auf dem kapitalistischen Markt ist die Verpackung in zunehmendem Maße am Verkaufserfolg beteiligt.“

 

       
"Puppengeschirr aus Hartplaste", Mende Mechanik Plastik, DDR    

 

               
  

"Neuartiges Puppengeschirr - zerbricht nicht beim Hinwerfen"

 

   

 

 

ESPEWE Spielwaren, VEB Spezialprägewerke Annaberg-Buchholz

 

Fabriziert werden die Geschirre im VEB Modell- und Plastspielwaren-Kombinat Annaberg, wo diese Vorgaben offensichtlich Gehör finden: “Das neue Tee-Service ist sehr modern gestaltet. Auch die Verpackung, eine mehrfarbig bedruckte und grafisch hervorragend gestaltete Faltkartonage mit Klarsichtfenster, erfüllt internationale Ansprüche.“ Angeboten werden „über 50 Speise-, Kaffee-, Tee- und Abendbrot-Service aus Plast für die Puppenmutti in verschiedenen Größen und Variationen. Designer bekannter Porzellan-Hersteller sind die Gestalter der neuen Formen und Dekore.“ Diesem hohen Anspruch gerecht zu werden versucht auch der Begleittext zu einem 1970 auf der Leipziger Herbstmesse vorgestellten Kindergeschirr, der sich liest, als wäre er dem Hochglanzprospekt einer renommierten Manufaktur entnommen: “Das Exquisit-Kaffeeservice für vier Personen mit dem Dekor ‚Drachen’ (Meißner Art) besitzt hervorragende Farbkompositionen (Silber- und Goldeffekte auf Grundweiß mit klassischen und modernen Dekors). Es verwöhnt die kleinen Kaffeetrinker auch durch eine Leuchtergarnitur, die als Tafelschmuck dient.“  In der DDR selbst gab es über die im eigenen Lande produzierten Geschirre hinaus entsprechende Artikel unter anderem aus Kuba, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion zu kaufen.

Angesprochen werden sollten schließlich noch die in den 50er und 60er Jahren überaus beliebten Werbebeigaben. Dabei handelte es sich zumeist um kleine Spielzeuge, die einige Firmen beim Kauf ihrer Erzeugnisse spendierten und damit sowohl Eltern als auch Kinder erreichten. Letztere wurden auf diesem Wege nebenbei mit dem jeweiligen Firmennamen vertraut gemacht, weil diese Zugaben in der Regel auf das Sammeln ganzer Serien ausgelegt waren und die Kinder daher bei Gefallen den Kauf eines ganz bestimmten Produktes forcierten. Am bekanntesten sind in diesem Zusammenhang sicher die legendären „Margarinefiguren“, weite Verbreitung fanden ebenfalls Sammelbilder, kleine Plastikautos und Puppengeschirrteile. Letztere wurden natürlich aus Kostengründen in einem kleineren Maßstab gefertigt, als die bisher beschriebenen Objekte, erfüllten im Spiel aber nichtsdestotrotz ihren Zweck und überraschen durch klares Design, Detailtreue und Vielfalt. So weist ein entsprechendes Spielzeug des Kaffee-Rösters Quieta in seiner Formgebung durchaus Ähnlichkeiten mit dem meistverkauften „echten“ Service der Nachkriegszeit, „Anmut“ der Porzellanfabrik Heinrich in Selb auf, und ein Geschirr der Firma Funck beinhaltet neben den obligatorischen Tellern und Tassen sogar Eierbecher, Butterdose mit Deckel und einen Tortenheber.    

 

Werbebeigabe Firma Funck, Tassenhöhe 16 mm

 

Nicht ganz leicht fällt es also, das Sammelgebiet „Puppengeschirr aus Kunststoff“ exakt einzugrenzen, zu unterschiedlich sind die produzierten Maßstäbe und zu oft finden sich aus „Mutters Küche“ entliehene Gefäße in den Kinderzimmern wieder. Einleuchtend erscheint daher Stefanie Ludwigs in ihrem Buch „Puppengeschirr“ nachzulesende Definition: „Puppengeschirr ist nicht nur das, was ein Produzent für das Kinderspiel gefertigt hat, sondern alles, was ein Kind dafür benutzt, sei es ein eigens für dieses Spiel produziertes kleines Service, sei es ein aus dem elterlichen Haushalt entliehener kleiner Teller oder Becher, sei es etwas sonst wie Zweckentfremdetes.“

Von der Bronzezeit an, die im Vorderen Orient bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. begann, in Europa hingegen erst ein Jahrtausend später, findet sich Spielgeschirr bei allen Kulturvölkern der Erde. Wie die Puppen selbst ging es zumeist aus kultischen Bräuchen hervor, diente später aber ausschließlich dazu, auf spielerische Art und Weise die Tätigkeiten der Mutter nachzuahmen. Häufig zur Herstellung verwendete Materialien waren, den jeweiligen Zeiten, Umständen und Geldbörsen entsprechend, Ton, Holz, Steingut, Zinn, Kupfer, Silber oder Elfenbein. Geschirre aus Glas oder Porzellan kamen erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf und waren aus der Not der Glashütten und Porzellanmanufakturen geboren, die mit Absatzflauten zu kämpfen hatten und mit ihren freien Kapazitäten unter anderem Puppenteile und Service herstellten, die auf Jahr- und Krammärkten billig verkauft wurden. Da die Produzenten darauf in der Regel nicht besonders stolz waren, sind die wenigsten dieser Stücke signiert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bevorzugt man preisgünstiges und unzerbrechliches Blechgeschirr, das mit einem einfachen Farbanstrich versehen wird, später werden die Stücke dann emailliert. Auch zunächst als gesundheitsgefährdend eingestuftes Geschirr aus Aluminium erfreut sich nach Zerstreuung anfänglicher Bedenken großer Beliebtheit und findet sich heute, neben Stücken aus den anderen „klassischen“ Materialien, lückenlos dokumentiert in den Vitrinen von Sammlern und Museen. Objekte aus Kunststoff hingegen sucht man dort leider meistens vergebens. 
 
 
    

 "minica-set"

  

 


 

   

"vario-set"

   

 


            

"Für unsere Kleinen"

 

"Fruchtsaftgarnitur", VEB Spezialprägewerke Annaberg-Buchholz (Vielen herzlichen Dank an die Sammlerin Erika Schönhoff, die es entdeckte und an mich dachte!)


 

 

 


"midi-set", mit tollen Untersetztern und Servietten im Stil der Zeit, Schachtel: 45 x 35 x 8 cm

 

 

 


 

Eine meiner absoluten Lieblingsschachteln im Spielzeugbereich überhaupt: "Plastik Kaffee-Servive", Maße: 23 x 23 x 7cm

 

           

Alternative Schachtelversion ohne Beschriftung und mit anderem Grünton. Während die darüber zu sehend das Kürzel eines mir unbekannten Herstellers aufweist, stammt diese vom "VEB Kunststoffverarbeitung Zschopau"

 

Inhalt der darüber zu sehenden Schachtel. In der linken finden sich zusätzlich noch zwei Löffel.

 


"Made in Italy", wohl um 1970

 


Tupperware Toys - "Mini Serve It" - "Tischlein-Deck-Dich"

 


Kindergeschirr von Tupperware

 


Obiger Text erschien erstmals im Sammlermagazin "TRÖDLER", Ausgabe Februar 2007. Das entsprechende Heft ist noch beim Verlag erhältlich. INFO

 


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